Die «guten» und die krank machenden Ängste
Jeder Mensch kennt die Angst. Angst vor Prüfungen etwa, das ängstliche Zusammenzucken bei unerwarteten Geräuschen oder auch Panikanfälle. Manche Ängste sind sinnvoll. Sie können uns vor Gefahren warnen. Andere Ängste sind krank machend. Sie sollten therapeutisch behandelt werden.
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Dr. med. Markus Bünter
Co-Chefarzt
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Angstgefühle hat niemand so richtig gern. Aber sie treten in bestimmten Situationen einfach auf, ohne dass man sich dagegen wehren kann. Markus Bünter, Co-Chefarzt der Psychiatrischen Dienste Graubünden (PDGR), unterscheidet zwischen den normalen und den krankhaften, neurotischen Ängsten. «normale Ängste», sagt er, «sind sinnvoll. Sie warnen uns oft vor Gefahren. Sie sind meist angeboren, wie die Höhenangst, die Angst vor engen Räumen oder einfach das ängstliche Zusammenzucken.»
Medikamentös und therapeutisch behandelt werden müssen darum nur die krankhaften, neurotischen Ängste. Darunter fallen auch Phobien. Beispiele dafür sind Spinnen-, Tunnel- oder Brückenphobien.
Unter dem Fachausdruck Agoraphobie reihen sich Ängste ein, die es Menschen erschweren oder verunmöglichen, das Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, sich allein in Menschenmengen zu bewegen oder mit Bahn, Bus oder Flugzeug zu reisen. «Zusätzlich können bei diesen Ängsten Panikstörungen, Angstattacken (mit Brustschmerz, Herzklopfen, Erstickungsgefühl usw.), depressive und zwanghafte Symptome und sogar soziale Phobien auftreten», sagt Bünter.
Ängste erkennen
Hinter vegetativen Beschwerden stehen oft auch Schwitzen, Herzklopfen, Schwindelanfälle u.a. Deshalb erkennen Betroffene und Hausärzte manchmal nicht auf den ersten Blick, dass hinter diesen Symptomen Ängste stecken. Weitaus am häufigsten sind Menschen von den sogenannten generalisierten Angststörungen betroffen.
Jede zehnte Person leidet einmal in ihrem Leben darunter. Symptome sind: ständige Nervosität, Zittern, Muskelanspannungen, Schwitzen, Herzklopfen, Schwindelgefühle und Oberbauchbeschwerden. Ebenso viele Menschen haben soziale Phobien. Sie fürchten sich vor kritischen Betrachtungen, erröten schnell, leiden unter Händezittern und haben ein niedriges Selbstwertgefühl. Weniger häufiger sind die Zwangsstörungen. Dazu rechnet der Fachexperte u.a. andauerndes Händewaschen aus Furcht vor Krankheiten und weitere Zwänge.
Auslöser und Behandlung
Viele dieser Ängste können die Lebensqualität und die Partnerschaft stark beeinflussen. «Ängste binden Ressourcen und Kräfte», so Bünter, «Und sie können leicht zu Folgeerkrankungen wie Burnout oder Depressionen führen. Deshalb müssen Ängste so früh wie möglich spezifisch behandelt werden.» Manche Ängste sind auf eine vererbte Veranlagung zurückzuführen. Andere entstehen aus Lebens- und Stresssituationen und wegen anderen Belastungen.
Häufig wirken sich die Ängste – abgesehen von volkswirtschaftlichem Schaden – stark im Alltagsleben aus. Bünter: «Unbehandelt können sie zu Burnout, Depressionen, zu sozialer Isolation, Suchtkrankheiten sogar zu Invalidität und Suizid führen.»
Für Psychiatriearzt Markus Bünter ist die Behandlung herausfordernd. Wirksam erwiesen hat sich die kombinierte medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung. «Jede Angst ist behandelbar und bringt den Patienten eine bessere Lebensqualität. Wichtig aber ist, dass sich der Patient auf die Behandlung einlässt», sagt Bünter. Vielfach reicht eine ambulante Behandlung. Bei intensiveren Therapien sind die Tageskliniken der PDGR wertvoll.
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Dieser Artikel ist am 24. Oktober 2012 erschienen.