«Ich kann mit meiner Erfahrung Hoffnung schenken.»

Maya Latscha ist seit 2019 Peer Mitarbeiterin bei den PDGR. Sie arbeitet sowohl auf der Mutter-Kind Station Salvorta als auch auf der Psychotherapiestation.

Maya erzählt uns, was es bedeutet, Peer Mitarbeiterin zu sein und wie sie ihre eigenen Erfahrungen in ihren Arbeitsalltag einfliessen lassen kann.

Liebe Maya…

Was heisst es, Peer zu sein?
Peer zu sein bedeutet für mich, mich immer wieder von Neuem mit mir selbst zu befassen, zu wachsen und mich weiterzuentwickeln. Es ist eine tolle aber fordernde Arbeit mit der ich Menschen auf ihrem Genesungsweg begleiten kann. Peer zu sein heisst aber auch, sich abgrenzen zu können. Vertrauen in das Fachpersonal zu haben, dass sie den Patienten die Hilfe geben, die sie brauchen.

Ich musste lernen, flexibel zu sein und nicht immer jeden Schritt zu planen. Das ist mir anfangs sehr schwer gefallen, da ich ein Mensch bin, der Ordnung und Struktur braucht. Das war für mich eine besondere Herausforderung, welche mir jedoch grosse Erleichterung im Alltag bringt.

Wie kannst du deine Erfahrungen mit deiner eigenen Postpartalen Depression einbringen?
Eigentlich täglich bei meiner Arbeit: Sei es im Austausch mit dem Personal, weil man mich um meine Einschätzung bittet, oder auch in den Gruppen und Einzelgesprächen mit den Patienten. Als Peer Mitarbeiterin habe ich eine besondere Funktion auf der Station, welche sowohl von den Mitarbeitenden als auch von den Patienten sehr geschätzt wird.

«Peer zu sein bedeutet für mich, mich immer wieder von Neuem mit mir selbst zu befassen, zu wachsen und mich weiterzuentwickeln.»

Was fällt dir bei der Betreuung von Betroffenen besonders auf?
Patienten mit dem gleichen Krankheitsbild wie ich kämpfen mit den gleichen Themen wie ich damals. Daher verstehen wir uns ohne grosse Worte. Es fällt mir leicht, mich in die Sorgen und Ängste der Patienten einzufühlen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Oft kann ich kleine Tipps geben, wie sie diese herausfordernde Zeit besser meistern können. Ich kann mit meiner Erfahrung Hoffnung schenken. Es kommt immer wieder vor, dass die Patienten bei unseren Gesprächen in Tränen ausbrechen – auch das hat Platz und darf sein.

Oftmals wiederholen sich Themen wie Perfektionismus, Überforderung im Alltag mit den Kindern oder hohe Erwartungen an sich selbst und die Mutterrolle. Das sind allesamt Themen, mit denen auch ich zu kämpfen hatte.

Die Frauen sind meist über einen längeren Zeitraum bei uns und ich begleite sie über Wochen auf ihrem Weg. Zu sehen, wie sie sich entwickeln und irgendwann stabil die Klinik verlassen können – auch wenn der Abschied dann immer traurig ist – stellt für mich jeweils einen Meilenstein dar.

«Es fällt mir leicht, mich in die Sorgen und Ängste der Patienten einzufühlen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen.»

Siehst du dich manchmal selbst in einer Patientin oder kannst du dich gut distanzieren?
Anfangs hatte ich grosse Mühe, mich abzugrenzen. Ich musste im Laufe der Zeit lernen, mich zu distanzieren. Aber ja klar, natürlich erkenne ich mich selbst auch immer wieder in den Krankheitsbildern der Patienten.

Was ich noch sagen wollte…
Egal auf welchem Weg Betroffene und ihre Familien Hilfe erhalten: Es ist wichtig, dass diese Themen keine Tabus mehr sind. Um Hilfe zu bitten und anzunehmen ist eine grosse Stärke.

Podcast «Lebens-Iblick»

Endlich ist es da…das kleine Baby liegt in den Armen und doch ist das Mutterglück nicht da. Man fühlt nichts, man mag nicht – und jetzt? Maya ist zweifaches Mami und erzählt wie sie mit der Diagnose postpartale Depression umgegangen ist. Aber auch warum es wichtig ist, den Kindsvater im Unterstützungsprozess mit einzubeziehen und nicht zu vergessen.

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